Moin, liebe Leserinnen und Leser!
 Es ist ein Kampf der Bilder: In den sozialen Netzwerken kursieren Videosequenzen, in denen die Hamburger Polizei hart gegen Demonstranten vorgeht – aber auch Filmchen, die zeigen, wie Demonstranten die Polizei provozieren. Nun taucht –Zufälle gibt es – ein altes Video auf, das einen Polizeieinsatz von 2019 zeigt, bei dem ein dunkelhäutiger Mann vor einem parkenden Auto von drei Polizisten auf den Boden gedrückt wird. Der Hintergrund: Sein Auto sollte in Horn abgeschleppt werden. Schon vor längerem hatte die Dienststelle Interne Ermittlungen übernommen. Es wäre töricht, der Polizei einen Persilschein auszustellen – es ist aber ebenso töricht, die gezielte Kampagne gegen die Polizei nicht als Kampagne zu erkennen.
Die Corona-Verordnung der Stadt wird erneut gelockert: In Pflegeeinrichtungen werden ab dem 15. Juni drei einstündige Besuche durch bis zu drei Personen pro Woche möglich sein. Bisher lag die Grenze bei einer Besuchsperson und einer Stunde pro Woche. Auch die Außenbereiche von Kombibädern (Frei- und Hallenbädern) dürfen ab Montag öffnen. Großdemonstrationen bleiben verboten. Und noch eine Überraschung hat der Senat für Schwedenurlauber parat: Hamburg verhängt für Rückreisende eine vierzehntägige Quarantänepflicht.
Wer wird Millionär? Eine Antwort: Tom Tailor. Das seit Jahren kriselnde Unternehmen – die Aktie der Holding ist inzwischen ein Pennystock – wird nun vom Steuerzahler gerettet. Bundesregierung, Hamburg und Nordrhein-Westfalen haben der Tochter, der Tom Tailor GmbH, eine Bürgschaft in Höhe von 100 Millionen Euro zugesagt, auch die Banken und der chinesische Haupteigner beteiligen sich an der Rettung. Für knapp 800 Beschäftigte in der Hansestadt bedeutet es die vorläufige Rettung ihrer Arbeitsplätze, für die Steuerzahler in der Stadt ist es ein Millionen-Risiko: Hamburgs Anteil liegt bei 37,6 Millionen Euro. „Wir können und werden das operative Geschäft weiterführen“, sagte Vorstandschef Gernot Lenz. Hoffentlich behält er recht.
Unterdessen zieht die Wirtschaftskrise in Folge von Corona ihre Kreise: Es trifft die ganz Großen wir Airbus – der Flugzeugbauer trennt sich nun von Hunderten von Leiharbeitern. Es trifft aber auch die Kleinen wie etwa die traditionsreiche „Theaterkasse Schumacher“, die seit 1903 Karten für Konzerte, Theatervorstellungen und andere Kulturveranstaltungen verkauft. Sie überstand zwei Weltkriege, mehrere Wirtschaftskrisen und die Spanische Grippe, aber Ende Juni soll Schluss sein mit der Vermittlung und dem Verkauf von Eintrittskarten – wegen Corona.
Immerhin gibt es seit heute noch einen Grund mehr, auf eine Rückkehr zur Normalität zu hoffen. Denn das Harbour Front Literaturfestival vom 9. September bis 18. Oktober wartet mit großen Namen auf: Herta Müller, Saša Stanišić, Colum McCann, Joachim Meyerhoff, Sebastian Fitzek, Campino sind nur ein paar Autoren, die nach Hamburg kommen wollen. Der Vorverkauf läuft ab sofort. Vielleicht ein schönes neues Hobby für den lieben Lars, jetzt, da er mal wieder kein Fan ist.
Wir lesen uns!
Ihr Matthias Iken
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